Das häufige gemeinsame Auftreten von schwerem Asthma und CRSwNP* und die daraus resultierenden Implikationen für das interdisziplinäre Management dieser beiden Erkrankungen waren Thema eines von GlaxoSmithKline unterstützten Symposiums im Rahmen des Jahreskongresses 2023 der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie im Juni in Basel.

92% aller Patienten mit schwerem Asthma haben mindestens eine Begleiterkrankung, Nasenpolypen stellen dabei eine der häufigsten Komorbiditäten dar [1]. Sowohl Asthma als auch der CRSwNP* liegt vielfach eine eosinophile Typ-2-Inflammation zugrunde [2,3], weshalb bei kombiniertem Auftreten beider Erkrankungen eine gezielte Behandlung mit Anti-IL-5/IL-5R-Antikörpern als sinnvoll empfohlen wird [4]. Erhöhte Bluteosinophile (z.B. ≥150 μl oder ≥300 μl) sowie komorbide Nasenpolypen sind auch laut GINA-Guidelines ein Prädiktor für ein gutes Ansprechen einer Anti-IL-5/IL-5R-Therapie [5].

Mit der Frage «Bekommen Sie schlecht Luft durch die Nase?» lässt sich bei Patienten mit schwerem Asthma einfach abklären, ob Nasenpolypen als Komorbidität vorliegen könnten. Im Fall einer positiven Antwort sollte der betreffende Patient vom Pneumologen im Sinne der interdisziplinären Zusammenarbeit und zwecks umfassender Abklärung zum ORL-Spezialisten überwiesen werden, wie die Experten betonten. Der Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab (Nucala) greift gezielt in die – beiden Erkrankungen zugrunde liegende – eosinophile Entzündungskaskade ein und konnte seine Wirksamkeit auch unter Real-World-Bedingungen (im Rahmen der zweijährigen REALITI-A-Studie) demonstrieren [6]: Eine Zwischenanalyse nach einem Jahr zeigte, dass die Exazerbationsrate unter Mepolizumab um 69% reduziert werden konnte [6,7]. Noch deutlicher war der Benefit bei Vorliegen von komorbiden Nasenpolypen mit einer Reduktion der Exazerbationsrate um 75% [7], was vorangegangene Beobachtungen aus klinischen Studien [8,9] bestätigte. Die Wirksamkeit von Mepolizumab war unabhängig von der Baseline-Bluteosinophilenzahl und vom FeNO§-Level [10]. Nach zwei Jahren unter Mepolizumab-Therapie kam es zu einer 100%igen Reduktion der medianen täglichen OCS-Erhaltungsdosis gegenüber Baseline (10,0 vs. 0,0 mg/Tag) [11]; 57% der Patienten konnten die OCS-Erhaltungstherapie sogar komplett absetzen [11]. 

Wie bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis) bereits in den letzten Jahren geschehen, entwickeln sich aktuell auch bei schwerem Asthma die Therapieziele von der Symptomkontrolle weiter in Richtung Symptomfreiheit. Die moderne, Biomarker-gestützte «Treat to Target»-Therapie zielt darauf ab, in pathophysiologische Abläufe einzugreifen, die Abnahme der Lungenfunktion zu stoppen und ein Remodellierung der Atemwege zu verhindern, um im Sinne einer «disease modifying therapy» eine nachhaltige Reduktion der Krankheitsaktivität oder eine Remission zu erreichen [12,13]. Im Rahmen einer Delphi-Studie [12] einigten sich Experten unter anderem auf folgende Therapieziele im Sinne einer Asthma-Remission:

  • Keine Exazerbationen
  • Kein Bedarf für orale Kortikosteroide (OCS)
  • Symptomfreiheit
  • Optimierung und Stabilisierung der Lungenfunktion
  • Langzeiterhaltung dieser (oben angeführten) Kriterien (≥12 Monate)

Mit Mepolizumab steht eine zielgerichtete, wirksame Anti-IL-5-Antikörpertherapie für Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma (SEA) und/oder CRSwNP zur Verfügung [14]. Ein Beenden der Therapie mit Mepolizumab wird laut den Experten allgemein nicht empfohlen und ist nach sorgfältiger Abklärung im Einzelfall zu beurteilen – eine entsprechende Studie ergab, dass die Bluteosinophilenzahl bereits vier Wochen nach Absetzen der Therapie wieder deutlich anstieg und sich das Exazerbationsrisiko signifikant erhöhte [15].


CRSwNP=Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen,  GINA=Globale Initiative für Asthma, ORL=Oto-Rhino-Laryngologie, § FeNO=Fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid (NO), OCS=Orale Kortikosteroide

Kurzfachinformation: Nucala (Lyophilisat zur Herstellung einer Injektionslösung zur s.c. Verabreichung, Injektionslösung im Fertigpen zur s.c. Verabreichung, Injektionsl.sung in der Fertigspritze zur s.c. Verabreichung). W: Mepolizumab. I: Schweres eosinophiles Asthma: Zusatztherapeutikum bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit folgenden Kriterien: Mind. 2 Exazerbationen in den letzten 12 Monaten unter Standardtherapie (hochdosiertes ICS und zusätzliche Erhaltungstherapie) und/oder Notwendigkeit von systemischen Kortikosteroiden, und Eosinophilenzahl im Blut ≥ 0.15 G/l bei Behandlungsbeginn oder ≥ 0.3 G/l in den letzten 12 Monaten. Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP): Zusatztherapeutikum zu intranasalen Kortikosteroiden bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit schwerer CRSwNP, die mit intermittierenden systemischen Kortikosteroiden und/oder chirurgischem Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden kann (Fertigpen, Fertigspritze). Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA): Zusatztherapeutikum bei Erwachsenen ab 18 Jahren mit folgenden Kriterien: Rezidivierende oder therapieresistente EGPA, vorgängige Stabilisierung der Krankheit mit systemischen Kortikosteroiden, oder notwendiger Erhaltungs-Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden und allenfalls Steroidsparenden Immunsuppressiva. Hypereosinophilie-Syndrom (HES): Zusatztherapeutikum zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit HES ohne FIP1L1-PDGFRα Fusion (F/P negatives HES). D: Schweres eosinophiles Asthma und CRSwNP: 100 mg Nucala s.c. 1x alle 4 Wochen. EGPA und HES: 300 mg Nucala s.c. 1x alle 4 Wochen. KI: Überempfindlichkeit gegenüber einem Inhaltsstoff. W/V: Darf nicht zur Behandlung von akuten Asthma-Exazerbationen verwendet werden. Bei persistierendem unkontrolliertem Asthma oder Verschlechterung soll Arzt kontaktiert werden. Kein abruptes Absetzen von Kortikosteroiden. Unter Nucala können lokale und systemische Hypersensitivitätsreaktionen (vom Sofort- und Spättyp) auftreten. Allfälligen Helminthenbefall vor Gabe von Nucala behandeln. IA: Es gibt keine Studien zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. S/S: Schwangerschaft: Nicht anwenden, ausser wenn klar notwendig. Stillzeit: Abstillen oder Therapie mit Nucala während Stillzeit einstellen. UW: Sehr häufig: Kopfschmerzen. Häufig: Lokale Reaktionen (u. a. Schmerzen, Erythem, Juckreiz, Brennen), Ekzem, Fieber, verstopfte Nase, Pharyngitis, Infektionen der unteren Atemwege, Harnwegsinfektionen, Schmerzen im Oberbauch, Rückenschmerzen. HES Studie: sehr häufig: Infekte. Post-Marketing-Erfahrungen: selten: Überempfindlichkeit (einschliesslich Anaphylaxie). P: Lyophilisat zur Herstellung einer Injektionslösung zur s.c. Verabreichung: Durchstechflasche zu 100 mg x1. Injektionslösung zur s.c. Verabreichung: Fertigpen zu 100 mg x1, Fertigspritze zu 100 mg x1. AK: B. Kassenzulässig (Lim). Stand der Information: November 2020 (Lyophilisat), Oktober 2021 (Fertigpen, Fertigspritze). GlaxoSmithKline AG, 3053 Münchenbuchsee. Ausführliche Angaben finden Sie unter www. swissmedicinfo.ch. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen melden Sie bitte unter pv.swiss@gsk.com.

Impressum
Quelle: SGP-Kongress
Mit finanzieller Unterstützung der Firma GSK, Talstrasse 3, 3053 Münchenbuchsee
PM-CH-MPL-ADVR-230004-08/2023
©Prime Public Media AG, Zürich 2023

Literatur:

  1. Hekking PP, Amelink M, Wener RR, et al.: Comorbidities in Difficult-to-Control Asthma. J Allergy Clin Immunol Pract 2018; 6(1): 108–113.
  2. Travers J, Rothenberg ME.: Eosinophils in mucosal immune responses. Mucosal Immunol 2015; 8(3): 464–475.
  3. Ramirez GA, Yacoub MR, Ripa M, et al.: Eosinophils from Physiology to Disease: A Comprehensive Review. Biomed Res Int 2018; 9095275.
  4. Brusselle GG, Koppelman GH.: Biologic Therapies for Severe Asthma. N Engl J Med 2022; 386(2): 157–171.
  5. GINA Main Report 2023. https://ginasthma.org/2023-gina-main-report/ (letzter Zugriff: 15.07.2023).
  6. Harrison T, Canonica GW, Chupp G, et al.: Realworld mepolizumab in the prospective severe asthma REALITI-A study: initial analysis. Eur Respir J 2020; 56(4): 2000151.
  7. Liu MC, Bagnasco D, Matucci A, et al.: The Impact of Comorbid Nasal Polyps on Real-World Mepolizumab Effectiveness in Patients with Severe Asthma: Results from the REALITI-A Study. Poster presented at the American Thoracic Society Meeting, San Francisco, CA, May 13–18, 2022; doi: 10.1164/ajrccmconference.2022.205.1_MeetingAbstracts.A4837 (letzter Zugriff: 15.07.2023).
  8. Howarth P, Chupp G, Nelsen LM, et al.: Severe eosinophilic asthma with nasal polyposis: A phenotype for improved sinonasal and asthma outcomes with mepolizumab therapy. J Allergy Clin Immunol 2020; 145(6): 1713-1715.
  9. Gibson PG, Prazma CM, Chupp GL, et al.: Mepolizumab improves clinical outcomes in patients with severe asthma and comorbid conditions. Respir Res 2021; 22(1): 171.
  10. Bernstein D, Liu M, Schleich F, et al.: The Impact Of Baseline Exhaled Nitric Oxide Levels And Blood Eosinophil Count On Clinical Outcomes In R. Poster presented at the American Academy of Allergy Asthma & Immunology Annual Meeting, February 25–28, 2022; doi: 10.1016/j.jaci.2021.12.624 (letzter Zugriff: 15.07.2023).
  11. Caruso C, Canonica GW, Patel M, et al.: International, prospective study of mepolizumab in severe asthma: REALITI-A at 2yrs. European Respiratory Journal 2022; 60: 4589.
  12. Menzies-Gow A, Bafadhel M, Busse WW, et al.: An expert consensus framework for asthma remission as a treatment goal. J Allergy Clin Immunol 2020; 145(3): 757–765.
  13. Nannini LJ: Treat to target approach for asthma. J Asthma 2019; 23: 1–4.
  14. Fachinformation Nucala 09/2022. www.swissmedicinfo.ch.
  15. Moore WC, Kornmann O, Humbert M, et al.: Stopping versus continuing long-term mepolizumab treatment in severe eosinophilic asthma (COMET study). Eur Respir J 2022; 59(1): 2100396.
Publikation
  • INFO PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE

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