Psoriasis ist eine komplexe chronische Erkrankung, die über Hautläsionen hinausgehen und verschiedene Aspekte des Lebens beeinflussen kann. Eine entscheidende Rolle spielt die zugrunde liegende Entzündung, die zu einer Vielzahl von Begleiterkrankungen führen kann [1-3]. 
Eine frühe systemische Behandlung könnte sich sowohl für das Erreichen einer vollständigen Hautverbesserung als auch zur Reduktion der Entzündung und möglicher Komorbiditäten als vielversprechend zeigen  [4-5]
.

Die Psoriasis kann mit erheblichen körperlichen, psychologischen, sozialen und wirtschaftlichen Belastungen verbunden sein [6]. Die kumulative Wirkung dieser Faktoren kann Patient:innen in ihrer Lebensqualität einschränken und sie daran hindern, ihr volles Lebenspotenzial auszuschöpfen. Dies wird auch als kumulative Beeinträchtigung des Lebensverlaufs (cumulative life course impairment, CLCI) bezeichnet [1, 6]. Bei diesem Konzept wirkt die Belastung durch physische und psychische Komorbiditäten zusammen und verursacht lebenslange Beeinträchtigungen (Abb. 1). 

Systemische Entzündungslast

Die klinischen Symptome der Psoriasis entwickeln sich aufgrund eines mehrstufigen Prozesses, dem eine gestörte Aktivierung des angeborenen und des adaptiven Immunsystems zugrunde liegt [2, 7]. Das heute vorherrschende Modell für die Pathophysiologie der Psoriasis impliziert Abweichungen in der Antigenpräsentation durch dendritische Zellen und die damit einhergehende veränderte Differenzierung von T-Helfer-Zellpopulationen. Die verstärkte Interleukin (IL)-17-produzierende T-Zell-Antwort fördert die Rekrutierung von Immunzellen und treibt so die Bildung von psoriatischen Plaques voran [2, 4]. Die anhaltende Entzündung beeinflusst jedoch nicht nur die Hautläsionen, sondern wirkt sich auch systemisch auf verschiedene Organe im Körper aus: Die Freisetzung von entzündlichen Zytokinen wie Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α), IL-1, IL-6, IL-17 oder IL-23 trägt zur Pathogenese von verschiedenen Begleiterkrankungen bei [3, 4].

Abbildung 1: Die mit Psoriasis assoziierte Stigmatisierung und Belastung in Bezug auf die Lebensqualität von Patient:innen kann anhaltende und negative Auswirkungen haben, die zu einer irreversiblen und kumulativen Beeinträchtigung des Lebensverlaufs (CLCI) führen können. BSA, Körperoberfläche (body surface area); CLCI, Kumulative Beeinträchtigung des Lebensverlaufs (cumulative life course impairment); PASI, psoriasis area and severity index. Adaptiert nach [1, 8, 9].

Kardiovaskuläre Erkrankungen und Psoriasis

Zu den prominentesten Begleiterkrankungen der Psoriasis gehören die kardiovaskulären (CV) Erkrankungen. Tatsächlich haben Psoriasis-Patient:innen ein 50 % höheres Risiko für CV-Erkrankungen und ein um 40 % erhöhtes Risiko für CV-bedingte Todesfälle bei schweren Psoriasis-Erkrankungen [10]. Dieses Risiko kann jedoch nur teilweise durch ein erhöhtes Vorhandensein traditioneller CV-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettleibigkeit, oder Diabetes erklärt werden [2, 3]. 

Studien haben gezeigt, dass die systemische Entzündung bei Psoriasis-Patient:innen mikrovaskuläre Dysfunktionen auslösen kann [2]. Initial kommt es zur lokalen Freisetzung von IL-17 in der Haut, was wiederum zu einer Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies (reactive oxygen species, ROS) führt und die Produktion von TNF-α, IL-1β, CCL2 und Adhäsionsmolekülen wie ICAM-1 in Endothelzellen antreibt. Das erhöhte TNF-α aktiviert den NF-κB-Signalweg und die Freisetzung weiterer pro-inflammatorischer Zytokine, was zu einer endothelialen Dysfunktion führen kann. Diese Ergebnisse verdeutlichen das komplexe Zusammenspiel von Entzündungsmediatoren bei der Psoriasis und deuten auf einen direkten Zusammenhang zwischen Hautentzündung und Endotheldysfunktion hin, der letztlich zur Entstehung von CV-Erkrankungen beiträgt [2].

Psoriasis und Depression auf entzündlicher Ebene verbunden

Neben den physischen Auswirkungen kann Psoriasis auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen, wobei Depression eine häufige Begleiterkrankung bei bis zu 30 % der Betroffenen darstellt [11]. Die psychosoziale Belastung der sichtbaren und stigmatisierenden Hauterkrankung erhöht zudem das Risiko für depressive Symptome [12]. Jedoch kann auch die systemische Entzündung zur Depression beitragen. So können erhöhte Zytokinspiegel die Aktivität der Indolamin-2,3-dioxygenase stimulieren, welche Tryptophan zu Kynurenin umwandelt [13]. Da Serotonin aus Tryptophan metabolisiert wird, führt eine Abnahme von Tryptophan zu einer Verringerung des Serotoninspiegels und könnte dadurch eine Depression begünstigen [13]. Die komplexe Verbindung zwischen Psoriasis, systemischer Entzündung und psychischer Gesundheit verdeutlicht daher die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Behandlung.

Fazit

Psoriasis kann weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben, die über die Haut hinaus reichen können. Die zugrunde liegende Entzündung spielt dabei eine zentrale Rolle und erhöht das Risiko für verschiedene Begleiterkrankungen wie CV-Erkrankungen oder Depression. Eine wirksame und frühzeitige Behandlung ist deshalb entscheidend, um die Belastung durch Komorbiditäten zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen.

Comments are closed.