Psoriasis ist mehr als nur eine Hauterkrankung: Sie betrifft viele Bereiche des Lebens und kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. In diesem Artikel, basierend auf medizinonline.com, erfahren Sie, wie die zugrunde liegende Entzündung bei Psoriasis verschiedene Organe beeinflusst, warum eine frühzeitige Behandlung wichtig ist und welche Begleiterkrankungen auftreten können. Wir erklären die Zusammenhänge verständlich und zeigen, wie Sie Ihre Lebensqualität trotz Psoriasis verbessern können.

Psoriasis: Mehr als Hautveränderungen

Psoriasis ist eine komplexe, chronische Erkrankung, die nicht nur die Haut betrifft. Die typischen Hautläsionen entstehen durch eine anhaltende Entzündung im Körper, die weitreichende Folgen haben kann. Die Entzündung kann zu sogenannten Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) führen, also weiteren Krankheiten, die zusätzlich zur Psoriasis auftreten. Beispiele hierfür sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen. Studien zeigen, dass eine frühe systemische Behandlung – also eine Therapie, die im ganzen Körper wirkt – nicht nur die Haut verbessert, sondern auch die Entzündung und das Risiko für Komorbiditäten senken kann. Das Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen und langfristige Schäden zu vermeiden.

Kumulative Beeinträchtigung des Lebensverlaufs (CLCI)

Viele Menschen mit Psoriasis erleben erhebliche körperliche, psychische, soziale und wirtschaftliche Belastungen. Diese Belastungen können sich im Laufe des Lebens aufsummieren und die Lebensqualität stark einschränken. Fachleute sprechen hier von der kumulativen Beeinträchtigung des Lebensverlaufs (englisch: cumulative life course impairment, CLCI). Das bedeutet, dass die Auswirkungen der Krankheit – wie Schmerzen, Juckreiz, Stigmatisierung (gesellschaftliche Ausgrenzung) und psychische Probleme – sich gegenseitig verstärken und zu dauerhaften Einschränkungen führen können. Besonders die Kombination aus körperlichen und seelischen Begleiterkrankungen kann das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinflussen.

Systemische Entzündung und ihre Folgen

Die Symptome der Psoriasis entstehen durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems. Dabei sind sowohl das angeborene als auch das adaptive Immunsystem beteiligt. Im Mittelpunkt steht eine gestörte Antigenpräsentation durch dendritische Zellen (spezielle Immunzellen), die zu einer veränderten Aktivierung von T-Helfer-Zellen führt. Besonders die Interleukin (IL)-17-produzierenden T-Zellen spielen eine wichtige Rolle: Sie fördern die Einwanderung weiterer Immunzellen in die Haut und treiben so die Entstehung der typischen psoriatischen Plaques (entzündliche Hautstellen) voran. Die Entzündung bleibt jedoch nicht auf die Haut beschränkt. Entzündliche Botenstoffe wie Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α), IL-1, IL-6, IL-17 und IL-23 gelangen in den Blutkreislauf und können andere Organe schädigen. So erhöht sich das Risiko für verschiedene Begleiterkrankungen, die mit der chronischen Entzündung zusammenhängen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen als häufige Begleiterkrankung

Zu den wichtigsten Komorbiditäten bei Psoriasis zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen mit Psoriasis haben ein etwa 50 % höheres Risiko, eine solche Erkrankung zu entwickeln, und bei schwerer Psoriasis steigt das Risiko für einen kardiovaskulär bedingten Tod um 40 %. Dies lässt sich nicht allein durch klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes erklären. Die systemische Entzündung bei Psoriasis kann zu einer sogenannten mikrovaskulären Dysfunktion führen, also einer Störung der kleinen Blutgefäße. Dabei werden in der Haut vermehrt IL-17 und andere Entzündungsstoffe freigesetzt, die wiederum die Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (reactive oxygen species, ROS) und weiteren Botenstoffen wie TNF-α, IL-1β, CCL2 und Adhäsionsmolekülen (z. B. ICAM-1) in den Gefäßwänden anregen. Das führt zu einer Aktivierung des NF-κB-Signalwegs, der die Entzündung weiter verstärkt und die Funktion der Gefäße beeinträchtigt. So entsteht ein direkter Zusammenhang zwischen Hautentzündung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Psoriasis und Depression: Entzündung als gemeinsamer Faktor

Neben den körperlichen Beschwerden kann Psoriasis auch die psychische Gesundheit stark beeinflussen. Bis zu 30 % der Betroffenen entwickeln eine Depression. Die sichtbaren Hautveränderungen und die damit verbundene Stigmatisierung erhöhen das Risiko für depressive Symptome zusätzlich. Doch nicht nur die seelische Belastung spielt eine Rolle: Auch die systemische Entzündung trägt zur Entstehung von Depressionen bei. Erhöhte Zytokinspiegel (Botenstoffe des Immunsystems) können das Enzym Indolamin-2,3-dioxygenase aktivieren. Dieses Enzym wandelt Tryptophan – eine Aminosäure, die für die Bildung des Glückshormons Serotonin benötigt wird – in Kynurenin um. Dadurch sinkt der Serotoninspiegel, was die Entstehung einer Depression begünstigen kann. Die enge Verbindung zwischen Psoriasis, Entzündung und psychischer Gesundheit zeigt, wie wichtig eine ganzheitliche Behandlung ist.

Fazit: Frühzeitige Behandlung verbessert die Lebensqualität

Psoriasis ist eine Erkrankung, die weit über die Haut hinausgeht. Die zugrunde liegende Entzündung erhöht das Risiko für zahlreiche Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen. Eine frühzeitige und wirksame Behandlung ist entscheidend, um die Entzündung zu kontrollieren, Komorbiditäten vorzubeugen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die für Sie passende Therapie, um die Belastung durch Psoriasis möglichst gering zu halten und Ihr Wohlbefinden zu steigern.

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