Basierend auf den Resultaten der DAPA-HF-Studie hat Swissmedic die Zulassung von Dapagliflozin zur Behandlung von Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF) erteilt und zwar unabhängig davon, ob bei den Patienten ein Typ-2-Diabetes vorliegt oder nicht. Der SGLT-2-Hemmer führte bei HFrEF-Patienten als add-on zur Standardtherapie zu einer signifikanten Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Mortalität und Verschlechterung der Herzinsuffizienz.

Die von Swissmedic beschlossene Indikationserweiterung erfolgte am 2.Juli 2020 im Rahmen eines Fast Track-Verfahrens. Damit kann der bisher ausschliesslich für die Behandlung von Typ-2-Diabetes (T2D) eingesetzte Wirkstoff Dapagliflozin (Forxiga®) neuerdings als erster und einziger SGLT-2-Hemmer* auch bei Nicht-Diabetikern zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF, NYHA-Klasse II-IV, LVEF ≤40%) eingesetzt werden [1]. Weltweit sind rund 64 Millionen Menschen von Herzinsuffizienz betroffen, wobei ungefähr die Hälfte davon eine reduzierte Auswurffraktion aufweisen. Es handelt sich um eine chronische und degenerative Erkrankung, an der die Hälfte der Patienten innerhalb von fünf Jahren nach Diagnose verstirbt [2–4]. Bei Personen ab einem Alter von 65 Jahren ist Herzinsuffizienz die Hauptursache für Hospitalisierungen [5]. Die Indikationserweiterung für Forxiga® stützt sich auf die positiven Ergebnisse aus der wegweisenden Phase-III-Studie DAPA-HF (Kasten), welche im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden.

* SGLT-2-Hemmer = Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Hemmer

DAPA-HF-Studie
DAPA-HF (Dapagliflozin And Prevention of Adverse-outcomes in Heart Failure) ist eine interna­tionale, multizentrische, randomisierte, doppelblinde Parallelgruppen-Studie an 4744 Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Auswurffraktion (LVEF ≤40%, NYHA II-IV) mit und ohne T2D zur Beurteilung der Wirkung von Forxiga® 10 mg (einmal täglich zusätzlich zur Standardtherapie verabreicht) im Vergleich mit Placebo. Der primäre zusammengesetzte Endpunkt besteht in der Zeit bis zum erstmaligen Eintreten einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz (d.h. einer Hospitalisierung oder eines vergleichbaren Ereignisses, etwa einer dringlichen Visite) bzw. des kardiovaskulär bedingten Todes. Der mediane Beobachtungszeitraum beträgt 18,2 Monate [6].

Meilenstein für Patienten mit HFrEF

Dapagliflozin (Forxiga®) reduzierte in der DAPA-HF-Studie als add-on zur Standardtherapie das Risiko des zusammengesetzten Endpunkts aus kardiovaskulärer Mortalität oder Verschlechterung der Herzinsuffizienz** bei Patienten HFrEF gegenüber Placebo um 26%#. Über eine relativ kurze mediane Studiendauer von 18,2 Monaten konnte für den primären Endpunkt eine NNT (Number needed to treat) von nur 21 erreicht werden. Ferner hat Forxiga® nach 8 Monaten zu einer statistisch signifikanten Verbesserungen des KCCQ***-Gesamtsymptom-Scores im Vergleich zu Placebo geführt (+6,1 vs. +3,3 Punkte) [6]. Der KCCQ-Score ist ein von Patienten ausgefüllter Fragebogen, der die Symptome und den Gesundheitszustand der Patienten misst und von der FDA als zuverlässiges Mass für den Gesundheitszustand von Patienten mit Herzinsuffizienz validiert wurde [7]. Das Sicherheitsprofil von Forxiga® in der DAPA-HF-Studie entsprach dem bereits bekannten Sicherheitsprofil des Arzneimittels [6]. Es gilt besonders hervorzuheben, dass die Rate an Hypoglykämien und Hypotonien in der Patientengruppe ohne Typ-2-Diabetes auf Placebo-Niveau lagen [8]. Mit einer einmal täglichen Dosierung von 10 mg, ohne Titration, bietet Forxiga® eine nahtlose Integration in jedes Herzinsuffizienz-Behandlungsregime zur Optimierung der Therapie. Eine Veränderung der bestehenden Herzinsuffizienz-Medikation ist nicht erforderlich [1]. Weitere empirische Befunde zur Wirksamkeit von Forxiga® bei Patienten mit Herzinsuffizienz lieferte die kardiovaskuläre Endpunktstudie DECLARE, in welcher der SGLT-2-Hemmmer als Zusatz zur Standardtherapie bei Erwachsenen mit T2D das Risiko des zusammengesetzten Endpunkts aus Hospitalisierung für Herzinsuffizienz oder kardiovaskulären Tod im Placebovergleich reduzierte [9]. Basierend auf diesen Daten hatte Swissmedic im April 2020 die Indikationserweiterung zur Prävention von Hospitalisierungen für Herzinsuffizienz oder kardiovaskulärem Tod bei Typ-2-Diabetes Patienten beschlossen [1].

Quelle: AstraZeneca AG

** Als Verschlechterung der Herzinsuffizienz definiert waren Hospitalisierungen oder ein notfallmässiger Arztkontakt aufgrund von Herzinsuffizienz mit Erfordernis einer nachfolgenden intervenösen Therapie.
# absolute Risikoreduktion (ARR) = 4,9% (Ereignisrate/100 Patientenjahre: 11,6 vs. 15,6); p<0,0001
*** KCCQ = Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire

Literatur:

  1. Fachinformation Forxiga®, www.swissmedicinfo.ch, Stand Juli 2020.
  2. Vos T et al.: Global, regional, and national incidence, prevalence, and years lived with disability for 328 diseases and injuries for 195 countries, 1990–2016: A systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. The Lancet 2017; 390(10100): 1211–1259.
  3. Mozaffarian D, et al.: Heart Disease and Stroke Statistics-2016 Update: A Report From the American Heart Association. Circulation 2016; 133(4): e38-360.
  4. Taslima B, Maurer MS: Heart Failure with Preserved Ejection Fraction: Persistent Diagnosis, Therapeutic Enigma. Current cardiovascular risk reports 2011(5): 440–449.
  5. Azad N, Lemay G: Management of chronic heart failure in the older population. Journal of Geriatric Cardiology 2014; 11(4): 329–337.
  6. McMurray JJV, et al.: Dapagliflozin in Patients with Heart Failure and Reduced Ejection Fraction. N Engl J Med 2019; 381(21): 1995–2008.
  7. Green CP, et al.: Development and Evaluation of the Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire: A New Health Status Measure for Heart Failure. Journal of the American College of Cardiology 2000; 35(5): 1245–1255.
  8. Petrie MC, et al.: Effect of Dapagliflozin on Worsening Heart Failure and Cardiovascular Death in Patients With Heart Failure With and Without Diabetes. JAMA 2020; 323(14): 1353–1368.
  9. Wiviott SD, et al.: Dapagliflozin and Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2019; 380(4): 347–357.

HAUSARZT PRAXIS 2020; 15(8): 38
CARDIOVASC 2020; 19(3): 38

Autoren
  • Mirjam Peter, M.Sc. 
Publikation
  • HAUSARZT PRAXIS 

Comments are closed.