Adipositas betrifft einen großen Teil der europäischen Bevölkerung und birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Eine individuell angepasste Ernährungstherapie, durchgeführt von qualifizierten Fachkräften, kann nicht nur beim Abnehmen unterstützen, sondern vor allem die Gesundheit und Lebensqualität nachhaltig verbessern – unabhängig von der Zahl auf der Waage. Dieser Artikel basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen.

Adipositas in Europa: Verbreitung, Risiken und Definition

In Europa sind fast 60 % der Menschen von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass Adipositas jährlich für etwa 1,2 Millionen Todesfälle in Europa (mit)verantwortlich ist. Diese hohe Prävalenz zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den Ursachen, Risiken und Behandlungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die mit zahlreichen Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 2 (eine Form der Zuckerkrankheit, bei der der Körper Insulin nicht mehr richtig nutzt) und bestimmten Krebsarten einhergeht. Die gesundheitlichen Risiken steigen nicht nur mit dem Gewicht, sondern auch mit der Verteilung des Körperfetts. Besonders das viszerale Fett (Fett, das sich um die inneren Organe lagert) erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich.

Die WHO definiert Adipositas anhand des Body-Mass-Index (BMI), einem Maß, das das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße setzt. Ein BMI von über 30 kg/m2 gilt als adipös. Allerdings ist der BMI nur ein grobes Werkzeug, da er keine Aussage über die Fettverteilung oder den Muskelanteil trifft. Deshalb empfehlen Fachgesellschaften, zusätzlich den Taillenumfang und das Verhältnis von Taille zu Hüfte zu messen. Diese Werte geben Hinweise darauf, wie das Fett im Körper verteilt ist und wie hoch das individuelle Risiko für Begleiterkrankungen ist. Für eine umfassende Risikoeinschätzung wird zudem eine ausführliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) empfohlen. Das „Edmonton Obesity System“ ist ein weiteres Instrument, das den Schweregrad der Adipositas anhand von Begleiterkrankungen und psychosozialen Faktoren einstuft.

Die Ursachen von Adipositas sind vielfältig. Neben einer positiven Energiebilanz (mehr Kalorienaufnahme als -verbrauch) spielen genetische Faktoren, der sozioökonomische Status (zum Beispiel Einkommen, Bildung und Arbeitsbedingungen) sowie psychische Einflüsse eine wichtige Rolle. Auch Umweltfaktoren, wie das Angebot an hochkalorischen Lebensmitteln und Bewegungsmangel, tragen zur Entstehung bei. Die Behandlung der Adipositas ist daher komplex und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen eingeht.

Individuelle Ernährungstherapie: Mehr als nur Diätpläne

Die aktuellen Leitlinien empfehlen eine individuell abgestimmte Ernährungstherapie als zentralen Bestandteil der Behandlung von Adipositas. Dabei arbeiten Patientinnen und Patienten eng mit qualifizierten Ernährungsfachkräften zusammen. Zu diesen Fachkräften zählen in Deutschland Diätassistentinnen und Diätassistenten, in Österreich Diätologinnen und Diätologen und in der Schweiz Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater. Diese Berufsgruppen verfügen über eine fundierte Ausbildung und sind darauf spezialisiert, Menschen mit Adipositas auf ihrem Weg zu einer gesünderen Ernährung zu begleiten.

Eine individuelle Ernährungstherapie berücksichtigt die persönlichen Lebensumstände, Vorlieben und Ressourcen der Betroffenen. Ziel ist es, gemeinsam realistische und nachhaltige Veränderungen im Essverhalten zu erarbeiten, die sich langfristig in den Alltag integrieren lassen. Dabei steht nicht die kurzfristige Gewichtsabnahme im Vordergrund, sondern die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Ernährungstherapie orientiert sich an wissenschaftlich fundierten Empfehlungen und vermeidet starre Diätvorgaben, die häufig zu Frustration und Rückfällen führen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Qualität der Beratung. Leider kursieren im Internet, in Büchern und im persönlichen Umfeld viele unseriöse Ernährungstipps, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Studien zeigen, dass nur ein sehr geringer Anteil der Ratgeberliteratur von ausgebildeten Fachkräften verfasst wurde. Viele dieser Empfehlungen sind widersprüchlich und fördern ein rigides Essverhalten, das langfristig nicht erfolgreich ist. In Österreich ist die Ernährungstherapie für Menschen mit Erkrankungen rechtlich geregelt: Nur Diätologinnen und Diätologen dürfen Ernährungsempfehlungen aussprechen. In Deutschland wird eine ambulante Ernährungstherapie von der Krankenkasse nur dann (teil-)finanziert, wenn die Beratung durch eine entsprechend ausgebildete Fachkraft erfolgt und eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung vorliegt.

Die Zusammenarbeit mit einer Ernährungsfachkraft bietet viele Vorteile: Die Beratung ist individuell, evidenzbasiert und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Gemeinsam werden Ziele definiert, Barrieren erkannt und Strategien entwickelt, um diese zu überwinden. Die Fachkraft unterstützt dabei, das eigene Essverhalten besser zu verstehen und nachhaltige Veränderungen zu etablieren. So kann die Ernährungstherapie nicht nur zur Gewichtsreduktion beitragen, sondern auch das Risiko für Folgeerkrankungen senken und die Lebensqualität steigern.

Der „Jo-Jo-Effekt“: Warum kurzfristige Diäten selten langfristig helfen

Viele Menschen mit Adipositas haben bereits zahlreiche Diäten ausprobiert, bevor sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Häufig führen diese Diäten zu einer schnellen Gewichtsabnahme, doch das verlorene Gewicht wird meist nach einiger Zeit wieder zugenommen – oft sogar mehr als zuvor. Dieses Phänomen wird als „Jo-Jo-Effekt“ bezeichnet. Der Jo-Jo-Effekt ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von hormonellen, biologischen und metabolischen Prozessen (Stoffwechselvorgängen), die den Körper dazu veranlassen, nach einer Phase der Kalorienreduktion wieder Gewicht zuzulegen.

Der Jo-Jo-Effekt ist nicht einfach durch mehr Motivation oder Disziplin zu verhindern. Vielmehr reagiert der Körper auf eine starke Kalorienreduktion mit einer Verringerung des Grundumsatzes (die Energiemenge, die der Körper in Ruhe verbraucht) und einer Erhöhung des Hungergefühls. Zusätzlich werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die den Appetit steigern. Diese biologischen Mechanismen machen es schwer, das reduzierte Gewicht langfristig zu halten. Wiederholte Gewichtsschwankungen erhöhen zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Mellitus Typ 2.

Eine qualifizierte Ernährungsfachkraft kann helfen, den Jo-Jo-Effekt zu vermeiden, indem sie gemeinsam mit den Betroffenen eine nachhaltige Ernährungsumstellung erarbeitet. Ziel ist es, das Gewicht zu stabilisieren und schrittweise gesunde Gewohnheiten zu etablieren. Studien zeigen, dass eine individuell angepasste Ernährungstherapie, die auf die Bedürfnisse und Lebensumstände der Patientinnen und Patienten eingeht, langfristig erfolgreicher ist als starre Diäten. Dabei werden verschiedene Ernährungsformen wie die mediterrane Ernährung, die „DASH-Diet“ (Dietary Approaches to Stop Hypertension – eine Ernährungsweise zur Blutdrucksenkung), die nordische Ernährung oder auch zeitweise der Einsatz von Mahlzeitenersatzprodukten in Betracht gezogen.

Wichtig ist, dass die Empfehlungen alltagsnah und umsetzbar sind. Faktoren wie Wohn- und Arbeitssituation, finanzielle Möglichkeiten, psychische Verfassung und soziale Unterstützung werden in die Therapie einbezogen. Die Ernährungstherapie legt den Fokus weniger auf eine reine Kalorienreduktion, sondern auf die Förderung des Wohlbefindens und der Gesundheit durch eine ausgewogene Ernährung und Verhaltensänderung. Dazu gehört zum Beispiel, ballaststoffreiche Lebensmittel zu bevorzugen, um ein langanhaltendes Sättigungsgefühl zu erreichen, oder regelmäßige Mahlzeiten als Teil der Selbstfürsorge zu etablieren, um Heißhungerattacken vorzubeugen.

Ernährungstherapie und Pharmakotherapie: Warum die Kombination entscheidend ist

In manchen Fällen kann eine medikamentöse Therapie (Pharmakotherapie) zur Unterstützung der Gewichtsreduktion sinnvoll sein. Die aktuellen Leitlinien empfehlen jedoch, diese immer mit einer Ernährungs- und Verhaltensumstellung zu kombinieren. Studien belegen, dass nach dem Absetzen von Medikamenten häufig eine erneute Gewichtszunahme erfolgt, wenn keine nachhaltigen Veränderungen im Essverhalten stattgefunden haben. Zudem besteht das Risiko einer Mangelernährung, wenn während der medikamentösen Behandlung nicht auf eine ausreichende Zufuhr von Proteinen und Nährstoffen geachtet wird.

Um die Qualität der Ernährungstherapie zu sichern, wurden in Deutschland und Österreich strukturierte Prozessmodelle entwickelt. Der „German-Nutrition-Care-Process“ in Deutschland und der diätologische Prozess in Österreich bieten einen klaren Rahmen für die Beratung und Therapie. Diese Modelle stellen sicher, dass die Ernährungsfachkraft gemeinsam mit den Betroffenen einen individuellen Weg findet, um die Ernährungssituation zu verbessern. Dabei werden regelmäßig Fortschritte überprüft und die Therapie bei Bedarf angepasst.

Eine reine Kalorienreduktion führt meist nur zu kurzfristigen Erfolgen. Langfristig ist es entscheidend, das Essverhalten und den Lebensstil nachhaltig zu verändern. Die Ernährungstherapie zielt darauf ab, die Freude am Essen wiederzuentdecken, den eigenen Körper besser wahrzunehmen und gesunde Routinen zu entwickeln. So kann das Risiko für Folgeerkrankungen gesenkt und die Lebensqualität verbessert werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Patientinnen und Patienten, Ernährungsfachkräften und gegebenenfalls weiteren Gesundheitsberufen wie Ärztinnen und Ärzten, Psychologinnen und Psychologen ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Auch die Integration von Bewegung und Stressmanagement spielt eine wichtige Rolle in der Therapie. Körperliche Aktivität unterstützt nicht nur die Gewichtsregulation, sondern fördert auch das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit. Stress kann das Essverhalten negativ beeinflussen, weshalb Strategien zur Stressbewältigung in die Therapie einbezogen werden sollten. Insgesamt ist eine ganzheitliche Herangehensweise notwendig, um die vielfältigen Ursachen und Auswirkungen der Adipositas zu adressieren.

Stigmatisierung und psychische Belastungen: Die unsichtbaren Hürden bei Adipositas

Neben den körperlichen Folgen leiden viele Menschen mit Adipositas unter psychischen Belastungen und gesellschaftlicher Stigmatisierung. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen treten bei Adipositas häufiger auf. Das Essverhalten kann dabei als Bewältigungsstrategie für emotionale Belastungen dienen. Manche Betroffene essen, um Stress oder negative Gefühle zu kompensieren, andere entwickeln restriktive Essgewohnheiten oder sogar Essstörungen wie Binge-Eating (Essanfälle mit Kontrollverlust).

Gewichtsstigmatisierung, auch „weight bias“ genannt, beschreibt die Vorurteile und Diskriminierungen, denen Menschen mit Übergewicht oder Adipositas ausgesetzt sind. Häufig werden sie als undiszipliniert, faul oder wenig gesundheitsbewusst dargestellt. Diese negativen Zuschreibungen können zu sozialer Ausgrenzung, verbalen Übergriffen und Mikroaggressionen führen. Viele Betroffene vermeiden aus Angst und Scham den Besuch von Gesundheitseinrichtungen, was die Versorgung zusätzlich erschwert. Gewichtsdiskriminierung kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Risiko für psychische Erkrankungen und gestörtes Essverhalten erhöhen.

In der Praxis ist es wichtig, sensibel mit dem Thema Gewicht umzugehen. Therapeutinnen und Therapeuten sollten sich der eigenen Vorurteile bewusst sein und eine wertschätzende, unterstützende Haltung einnehmen. Besonders nach erfolgreicher Gewichtsabnahme ist es wichtig, auf auffälliges Verhalten wie stark eingeschränktes Essverhalten, Bewegungszwang, Missbrauch von Abführmitteln (Laxanzienabusus), gestörte Körperwahrnehmung oder das Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhö) zu achten. Hier ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ernährungsfachkräften, Psychologinnen und Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzten notwendig, um Essstörungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Gestaltung eines sicheren und unterstützenden Umfelds in der Praxis. Dazu gehören zum Beispiel geeignete Sitzmöglichkeiten für Menschen mit Adipositas oder eine respektvolle Kommunikation. Die kanadischen Leitlinien bieten einen Leitfaden für die patientenorientierte Gesprächsführung, der hilft, das Thema Gewicht sensibel anzusprechen. Eine Möglichkeit ist, die Patientinnen und Patienten zu fragen, ob sie sich wohl fühlen, über ihr Gewicht zu sprechen. Gemeinsam kann dann eine individuelle Therapiestrategie entwickelt werden, die die Gesundheit und das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.

Gewichtsneutrale Ansätze und ganzheitliche Therapie: Gesundheit im Mittelpunkt

In den letzten Jahren gewinnen gewichtsneutrale Interventionen zunehmend an Bedeutung. Dabei steht nicht die Gewichtsreduktion im Vordergrund, sondern die Verbesserung der Gesundheitsparameter und der Lebensqualität. Konzepte wie „Intuitive Ernährung“ und „Health at every Size“ (Gesundheit in jeder Größe) verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Sie fördern die Wahrnehmung von Hunger- und Sättigungssignalen, die Akzeptanz des eigenen Körpers und den Abbau von Diätmentalität.

Diese Ansätze werden häufig in Gruppen oder im Einzelsetting von interdisziplinären Teams durchgeführt. Neben Ernährungswissen werden Kompetenzen wie Emotionsregulation, Achtsamkeit und Selbstfürsorge vermittelt. Ziel ist es, das Essverhalten zu normalisieren, das Körperbild zu verbessern und gestörtes Essverhalten zu reduzieren. Studien zeigen, dass gewichtsneutrale Interventionen das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit fördern können. Allerdings gibt es bisher noch zu wenige wissenschaftliche Untersuchungen, um diese Ansätze flächendeckend in die Leitlinien zu integrieren.

Die Ernährungstherapie bei Adipositas bietet somit vielfältige Möglichkeiten, die Gesundheit zu fördern – unabhängig von der Zahl auf der Waage. Eine individuell abgestimmte Therapie, die die Bedürfnisse, Ressourcen und Lebensumstände der Betroffenen berücksichtigt, erhöht die Erfolgschancen. Dabei kann auch eine Gewichtsstabilisierung ein sinnvolles Ziel sein, um die negativen Folgen des Jo-Jo-Effekts zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern. Die enge Zusammenarbeit zwischen allen Gesundheitsberufen ist entscheidend, um eine umfassende Versorgung sicherzustellen.

In Zukunft könnten gewichtsneutrale Interventionen eine größere Rolle in der Behandlung von Adipositas spielen. Der Erfolg der Therapie sollte nicht ausschließlich am Gewichtsverlust gemessen werden, sondern an der Verbesserung der Gesundheitsparameter und des Wohlbefindens. Weitere Studien sind notwendig, um diese Ansätze in evidenzbasierte Leitlinien zu integrieren und die Versorgung von Menschen mit Adipositas weiter zu verbessern.

Wichtige Erkenntnisse für Patientinnen und Patienten

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ernährungstherapie bei Adipositas individuell und bedarfsorientiert gestaltet werden sollte. Der BMI allein reicht nicht aus, um das Risiko für Begleiterkrankungen zu beurteilen. Eine ausführliche Anamnese und die Bestimmung des Fettverteilungsmusters sind unerlässlich. Die Qualität der Ernährungstherapie wird durch die Zusammenarbeit mit qualifizierten Fachkräften gesichert. In Österreich ist die Ernährungstherapie für Menschen mit Erkrankungen rechtlich geregelt, in Deutschland ist eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung erforderlich.

Der Jo-Jo-Effekt ist ein komplexes Phänomen, das nicht allein durch Willenskraft überwunden werden kann. Nachhaltige Erfolge werden durch eine individuell angepasste Ernährungstherapie erzielt, die auf die persönlichen Bedürfnisse eingeht. Auch bei einer medikamentösen Therapie ist eine begleitende Ernährungs- und Verhaltensumstellung notwendig, um langfristige Erfolge zu sichern und Mangelernährung zu vermeiden.

Die Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas stellt eine große Herausforderung dar. Sie kann die Lebensqualität und die Versorgung negativ beeinflussen. Eine wertschätzende, unterstützende Haltung und die Berücksichtigung psychischer Belastungen sind daher essenziell. Gewichtsneutrale Interventionen bieten neue Möglichkeiten, die Gesundheit und das Wohlbefinden unabhängig vom Gewicht zu fördern.

Jede und jeder kann einen Beitrag leisten, indem Vorurteile hinterfragt und Menschen mit Adipositas respektvoll begegnet wird. Die Ernährungstherapie bietet eine große Chance, die Gesundheit zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Individuelle Lösungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein ganzheitlicher Blick auf die Bedürfnisse der Betroffenen sind der Schlüssel zum Erfolg.

  • Der BMI allein ist zur Bewertung des Risikos für Adipositas-assoziierte Erkrankungen nicht ausreichend. Eine ausführliche Anamnese und die Bestimmung des Fettverteilungsmusters sind notwendig.
  • In Österreich dürfen nur Diätologinnen und Diätologen Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Erkrankungen aussprechen. In Deutschland ist eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung für eine (teil-)finanzierte Ernährungstherapie erforderlich.
  • Der Jo-Jo-Effekt ist ein komplexes Zusammenspiel hormoneller, biologischer und metabolischer Vorgänge, das nicht allein durch Motivation oder Willenskraft überwunden werden kann.
  • Auch bei einer medikamentösen Therapie ist eine begleitende Ernährungs- und Verhaltensumstellung notwendig, um langfristige Erfolge zu sichern.
  • Die Ernährungstherapie bei Adipositas sollte nicht nur auf eine Gewichtsreduktion abzielen, sondern vor allem die Gesundheit und Lebensqualität verbessern.

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