Hintergrund: Angststörungen sind eine häufige Komorbidität der Depression. Eine Komorbidität von Depression und Angst ist schwieriger zu behandeln als eine alleinige Depression.

Im September 2013 wurde ein neues Antidepressivum (Vortioxetin) für den US-amerikanischen Markt zur Behandlung der Major Depression bei Erwachsenen freigegeben. Seit dem 17. August 2016 ist das Medikament auch in der Schweiz zugelassen und verfügbar. Vortioxetin ist ein Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der antagonistischen auf die 5-HT3, 5-HT7 und 5-HT1D-Rezeptoren, partialagonistisch auf 5-HT1B- sowie agonistisch auf die 5-HT1A-Rezeptoren wirkt. Vortioxetin moduliert verschiedene Neurotransmittersysteme, dabei kommt es zur Erhöhung von Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Acetylcholin, Histamin, Glutamat sowie einer Reduktion von GABA. Ziel der Untersuchung und Metaanalyse war die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Vortioxetin bei MDD-Patienten mit hoher Angstsymptomatik (Baseline Hamilton Anxiety Rating Scale [HAM-A] Gesamtpunktzahl ≥20) festzustellen.

Patientin und Methodik: Die Wirksamkeit wurde anhand einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie zur Behandlung der Depression mit Vortioxetin 5–20 mg über einer Zeitdauer von 6 bis 8 Wochen in zwei verschiedenen Altersgruppen (18–75 Jahre und ≥65 Jahre) gentrennt analysiert. Es sollten Veränderungen in der Punktzahl der Montgomery Asberg Depression Rating Scale (MADRS), HAM-A insgesamt und HAM-A Subskalen festgestellt werden. Sicherheit und Verträglichkeit wurden durch behandlungsbedingte unerwünschte Nebenwirkungen (TEEE) beurteilt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 1497 Patienten (48,6%) mit Vortioxetin und 860 Patienten (49,1%) mit Placebo behandelt. Alle Patienten hatten vor der Behandlung eine HAM-A ≥20. Es gab signifikante Unterschiede gegenüber Placebo auf der HAM-A psychischen Subskala für alle Dosen. Die grössten Unterschiede gegenüber Placebo wurden mit Dosierung von 10 und 20 mg gefunden.

Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen (≥5,0%) waren Nausea, Beschwerden des Gastrointestinaltrakts, Schwindel und Kopfschmerzen. Die Inzidenz von schweren Nebenwirkungen betrug 1,3% (Placebo) und ≤1,3% (Vortioxetin).

Laut den Autoren war Vortioxetin wirksam zur Reduktion von Angst und depressiver Symptomatik bei Patientin mit MDD und schwerer Angstsymptomatik.

InFo PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE 2017; 15(2): 24

Autoren
  • Med. pract. Karl Ziehe del Estal 
Publikation
  • INFO NEUROLOGIE & PSYCHIATRIE

Comments are closed.