Die Behandlung des Capillitiums stellt häufig eine besondere Herausforderung dar bei der topischen Therapie. Neben dem Zustand der Haut sind auch die Präferenzen der Patienten ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des passenden Präparates. In der vorliegenden Fallserie hat sich ein Sprühschaum mit der Fixkombination aus Calcipotriol und Betamethason-Dipropionat bewährt.

In einem Cochrane-Review zur topischen Behandlung der Kopfhautpsoriasis erwies sich  die Kombinationstherapie aus 50 µg Calcipotriol (Cal) und 0,5 mg Betamethason-Dipropionat (BD) als gleichwertig im Vergleich zu topischen Kortikosteroiden (TCS) [1]. Das in der Fixkombination  Cal/BD enthaltene Betamethason-Dipropionat ist ein Steroid der Stärkeklasse III, Calcipotriol zählt zur Gruppe der Vitamin D3-Derivate. Durch eine Schaumgalenik werden die Wirkstoffe in der Regel besser über die Haut absorbiert im Vergleich zur Salben- oder Gelgalenik [2]. Eine 2022 veröffentlichte Fallserie deutet darauf hin, dass Patienten, die auf eine TCS-Monotherapie nicht ansprechen, in der Praxis von einer Umstellung auf die Fixkombination aus Cal/BD-Sprühschaum profitieren können [3].

Studiendesign

Bei der 2019 in einer schweizerischen dermatologischen Praxis durchgeführten Fallserie wurden 10 Patienten mit aktiver Kopfhautpsoriasis unterschiedlichen Schweregrades inkludiert [3]. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 52 Jahre (Altersrange 33–76 Jahre), neun der Patienten waren weiblich. Alle Teilnehmer hatten vor Studieneinschluss verschiedene topische Behandlungen durchlaufen. 7 der 10 inkludierten Patienten waren mit TCS behandelt worden (die meisten in Kombination mit Keratolytika oder antimykotischen Shampoos), erreichten damit aber keine ausreichende Kontrolle ihrer Kopfhautpsoriasis. Patienten, die eine Systemtherapie benötigten, wurden nicht in die Studie eingeschlossen. Die 10 Teilnehmer wurden instruiert, die Cal/BD-Fixkombination einmal täglich vor der Nachtruhe während vier Wochen zu applizieren. Sie erhielten die Instruktion, den Cal/BD-Sprühschaum mit einem Finger direkt auf die betroffenen Kopfhautareale aufzutragen und nicht direkt auf die Plaques zu sprühen. Ausserdem wurden sie angewiesen, am darauffolgenden Morgen das Shampoo vor dem Ausspülen zuerst auf ihren trockenen Haaren aufzuschäumen. Der Schweregrad der Kopfhautpsoriasis wurde anhand einer 5-Punkte-Skala beurteilt (Kasten). Bei Studienbeginn litten zwei Patienten an leichter, fünf an mittelschwerer und drei an schwerer Kopfhautpsoriasis. Bei 8 von 10 war die Kopfhautpsoriasis die einzige Manifestation der Schuppenflechte.

 

 

Behandlungsverlauf und -resultate

Nach der vierwöchigen Behandlung mit dem Cal/BD-Sprühschaum verbesserte sich die Kopfhautpsoriasis bei allen 10 Patienten um ≥2 Punkte auf der 5-Punkte-Skala. 8 von 10 Studienteilnehmern erreichten eine erscheinungsfreie/fast erscheinungsfreie Kopfhaut, ohne dass eine weitere keratolytische Behandlung erforderlich war [3]. Die Behandlungsresultate im Überblick:

  • 2 Patienten mit leichter Kopfhautpsoriasis, die vor Studienbeginn mit TCS oder Zink-Pyrithion-Shampoo behandelt worden waren, erzielten eine erscheinungsfreie Kopfhaut.
  • 5 Patienten mit mittelschwerer Kopfhautpsoriasis, welche – ausser einem Patienten, der nur Ciclopiroxolamin-Shampoo erhalten hatte vor Studienbeginn – alle mit TCS behandelt worden waren (meistens in Kombination mit Teer- oder Ciclopiroxolamin-Shampoo oder Salicylsäuren) erreichten ebenfalls eine erscheinungsfreie Kopfhaut
  • 3 Patienten mit schwerer Kopfhautpsoriasis, welche vor Studienbeginn eine Kombinationstherapie aus TCS oder Salicylsäure und einem Teer-, Zink-Pyrithion- oder Selendisulfid-Shampoo erhalten hatten, wiesen eine Verbesserung der Kopfhautpsoriasis um mindestens zwei Punkte auf; zwei der Patienten waren fast erscheinungsfrei.

Fazit: rasches Therapieansprechen und hohe Patientenzufriedenheit

Zusammenfassend erzielte der Sprühschaum mit der Cal/BD-Fixkombination ein rasches Therapieansprechen bei einer sehr guten Verträglichkeit. Es wurden keinerlei unerwünschten Ereignisse beobachtet. Die Patienten waren sehr zufrieden mit der einfachen Anwendung, der Wirksamkeit und der Sicherheit des Cal/BD-Sprühschaums. Dies stimmt überein mit den Resultaten einer italienischen Beobachtungsstudie, in welcher 36,7% der 256 inkludierten Psoriasispatienten eine Kopfhautbeteiligung aufwiesen und eine grosse Mehrheit derjenigen, welche  den Sprühschaum mit der Cal/BD-Fixkombination erhalten hatten, diese Therapieoption im Vergleich zu früheren topischen Behandlungen als wirksamer, einfacher in der Anwendung und besser verträglich bewerteten [4].

Korrekte Anwendung des Präparates ist entscheidend

Die Autoren der vorliegenden Fallserie betonen, dass die Instruktion ein wichtiger Faktor sei für den Behandlungserfolg der topischen Therapie [3]. Die Patienten waren angewiesen worden, den Sprühschaum einmal täglich vor dem Schlafengehen aufzutragen, damit eine ausreichende Einwirkzeit über Nacht gewährleistet ist. Es ist wichtig, zu erläutern, dass der Schaum nicht direkt auf die Kopfhaut gesprüht werden sollte, da dies zu einem fettigen, kosmetisch unattraktiven Film auf dem Haar führen und keinen ausreichenden direkten Kontakt des Schaums mit der Haut ermöglichen würde. Daher wurden die Patienten instruiert, den Schaum zunächst auf die Hand zu sprühen und ihn dann mit den Fingern auf die Plaques aufzutragen. Ebenfalls wichtig  sei die Anweisung, am darauffolgenden Morgen das Shampoo direkt auf dem trockenen Haar aufzuschäumen und erst anschliessend mit Wasser auszuspülen, so die Studienautoren.

Literatur:

  1. Schlager JG, et al.: Topical treatments for scalp psoriasis. Cochrane Database Syst Rev 2016;2:009687.
  2. Arzneimittelinformation, https://compendium.ch, (letzter Abruf 22.09.2022)
  3. Régnier A, Trüeb RM: Efficacy of Calcipotriol/Betamethasone Dipropionate Fixed-Combination Aerosol Foam in the Treatment of Localized Scalp Psoriasis: A Real-Life Case Series from Switzerland. Dermatol Ther (Heidelb) 2022; 12(9): 2181–2188.
  4. Campanati A, et al.; LION Study Group Patient satisfaction with calcipotriol/betamethasone dipropionate cutaneous foam for the treatment of plaque psoriasis: the LION real-life multicenter prospective observational cohort study. Dermatol Ther 2021; 34(5): e15077.

DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; 32(5): 18

Autoren
  • Mirjam Peter, M.Sc. 
Publikation
  • DERMATOLOGIE PRAXIS

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