Brustkrebs ist die häufigste Krebs­erkrankung bei Frauen. Viele sind familiär vorbelastet. Ab wann die Früherkennung starten sollte, untersuchten Wissenschaftler anhand von über fünf Millionen Patientendaten.

Brustkrebs alleine macht ein Viertel aller neuen Krebsfälle aus und führt bei 15% zum Tod. In den letzten Jahrzehnten wurden Screening-Programme ins Leben gerufen, um die Mortalitätsraten zu senken. Denn in frühen Stadien greifen viele Therapiemöglichkeiten effektiver. Bisher werden im Allgemeinen Frauen im Alter von 50-69 alle zwei Jahre zur Teilnahme an einer Mammografie eingeladen. Liegen genetische Risikofaktoren, wie z.B. BRCA1, BRCA2 oder PALB2 Mutationen vor, sieht die Leitlinie für Hochrisikopatientinnen einen früheren Start des Screenings vor.

Bislang war die Datenlage für eine differenzierte Abschätzung des Brustkrebsrisikos bei Frauen mit familiärer Vorbelastung dünn. Denn das Risiko variiert je nach Alter der Betroffenen, Anzahl der betroffenen Angehörigen und dem Alter, in dem die Verwandte erkrankt ist. In einer grossen Studie wurden daher über fünf Millionen Daten ausgewertet. Während des Studienzeitraums waren insgesamt 118’953 Frauen von Brustkrebs betroffen. 13,6 Prozent hatten Angehörige mit einer Brustkrebserkrankung zum Zeitpunkt ihrer eigenen Diagnose. Auf der Basis der familiären Risiken, die mit Anzahl und Alter bei der Diagnose der Verwandten ersten und zweiten Grades verbunden sind, haben die Wissenschaftler risikoadaptierte Anfangsalter für die Brustkrebsfrüherkennung bei Frauen ermittelt, bei denen familiäre Vorbelastungen in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen.
Das Brustkrebsrisiko variierte je nach Anzahl der erkrankten Verwandten ersten und zweiten Grades stark. Und auch das Erkrankungsalter der Verwandten ersten Grades hatte Auswirkungen. So erreicht beispielsweise eine Frau, deren Schwester mit 43 Jahren an Brustkrebs erkrankt ist, das durchschnittliche Risiko 50-jähriger Frauen bereits im Alter von 38 Jahren. Hier sollte die Brustkrebsfrüherkennung entsprechend zwölf Jahre früher einsetzen. Mit einer individuellen Berechnung des persönlichen Risikos könnte neben der Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren die Brustkrebserkennung entsprechend angepasst werden.

Quelle: «Familiäres Brustkrebsrisiko: Ab wann ist eine Brustkrebsfrüherkennung sinnvoll?», 15.11.2019, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg (D)

Weiterführende Literatur:

  • Mukama T, Kharazmi E, Xu X, et al.: Risk-adapted starting age of screening for relatives of patients with breast cancer. JAMA Oncology, 2019; doi: https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2019.3876

InFo ONKOLOGIE & HÄMATOLOGIE 2019; 7(6): 44 (veröffentlicht am 8.12.19, ahead of print)

Publikation
  • INFO ONKOLOGIE & HÄMATOLOGIE 

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