Die aktuellen GOLD-Empfehlungen zur inhalativen Therapie der stabilen COPD bringen wichtige Neuerungen für Patientinnen und Patienten. In diesem Artikel, der auf dem Fachjournal Pulmonary Therapy basiert, erfahren Sie, wie die Behandlung angepasst wurde, welche Medikamente empfohlen werden und warum die richtige Anwendung der Inhalationsgeräte so entscheidend ist. Ziel ist es, Ihnen verständlich zu erklären, was sich geändert hat und wie Sie davon profitieren können.
Was ist das Ziel der inhalativen Therapie bei COPD?
Die Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verfolgt mehrere wichtige Ziele. Durch die richtige medikamentöse Therapie sollen Exazerbationen (akute Verschlechterungen der Erkrankung), die Sterblichkeit (Mortalität) und die Beschwerden reduziert werden. Gleichzeitig wird angestrebt, die Lebensqualität zu verbessern, indem Symptome wie Atemnot gelindert und die körperliche Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Die GOLD-Empfehlungen (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) werden jährlich aktualisiert und berücksichtigen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Seit 2020 wird betont, dass nicht nur der Rauchstopp, die Langzeit-Sauerstofftherapie und die bronchoskopische Lungenvolumenreduktion nachweislich die Sterblichkeit senken, sondern auch bestimmte Medikamentenkombinationen. Besonders Dreifachkombinationen aus langwirksamen Anticholinergika (LAMA), langwirksamen Beta-Agonisten (LABA) und inhalativen Steroiden (ICS) zeigen in Studien einen Überlebensvorteil gegenüber der alleinigen LAMA-Therapie oder den Zweifachkombinationen LABA/LAMA bzw. LABA/ICS. Die richtige Anwendung der Inhalationsgeräte ist dabei entscheidend für den Therapieerfolg.
Neuerungen bei der medikamentösen Therapie: Was hat sich geändert?
Mit dem GOLD-Report 2023 wurden die bisherigen Gruppen C und D zu einer neuen Gruppe E zusammengefasst (siehe Tabelle 1 im Originalartikel). Für Patientinnen und Patienten dieser Gruppe empfiehlt die GOLD-Leitlinie nun, die Behandlung mit einer Kombination aus LABA und LAMA zu beginnen. Falls die Anzahl der Eosinophilen (eine bestimmte Art weißer Blutkörperchen, die bei Entzündungsprozessen eine Rolle spielen) im Blut bei ≥ 300/µL liegt, sollte eine Dreifachkombination aus LABA, LAMA und ICS in Betracht gezogen werden. Diese Empfehlung unterscheidet sich deutlich von der vorherigen Leitlinie aus dem Jahr 2022, in der eine LABA/LAMA-Kombination nur bei schweren Symptomen (z.B. CAT ≥20, ein Fragebogen zur Symptomschwere) oder bei erhöhten Eosinophilen empfohlen wurde. Die Dreifachtherapie war damals nicht als Erstbehandlung vorgesehen. Eine Monotherapie, also die Behandlung mit nur einem Wirkstoff, wird jetzt ausschließlich für Patientinnen und Patienten der Gruppe A empfohlen. Auch die frühere Empfehlung, bei Gruppe D mit EOS ≥300/µL eine LABA/ICS-Kombination zu verwenden, wurde geändert. Die aktuellen Empfehlungen sind in Tabelle 2 des Originalartikels übersichtlich dargestellt.
Die Bedeutung der richtigen Inhalationstechnik
Die korrekte Anwendung des Inhalationsgeräts ist für den Therapieerfolg bei COPD von zentraler Bedeutung. Bereits seit 2017 betonen die GOLD-Reports, dass das Inhalations-Device (also das Gerät, mit dem das Medikament eingeatmet wird) auf die individuellen Fähigkeiten, Ziele und Vorlieben der Patientinnen und Patienten abgestimmt sein sollte. Die Patientenedukation, also die Schulung zur richtigen Anwendung, ist dabei besonders wichtig. Ärztinnen und Ärzte sollten regelmäßig überprüfen, ob das Gerät korrekt verwendet wird. Im GOLD-Report 2023 liegt ein noch stärkerer Fokus auf den patientenseitigen Voraussetzungen: Für die Bedienung von Druckdosierinhalatoren (pMDIs) sind Kraft und Geschicklichkeit nötig, Trockenpulverinhalatoren (DPIs) müssen geladen werden, und atemzugsgesteuerte Inhalatoren (BAIs) erfordern eine bestimmte Atemtechnik. Ein Tremor (Zittern) kann das Schütteln des Geräts und damit die Dosierung erschweren. Während früher vor allem das Alter als Risikofaktor für Anwendungsfehler galt, werden nun auch kognitive Einschränkungen (z.B. Gedächtnisstörungen) und verminderte manuelle Geschicklichkeit als wichtige Faktoren genannt, die die Anwendung erschweren können.
Worauf sollten Patientinnen und Patienten bei der Geräteauswahl achten?
Die GOLD-Empfehlungen 2023 geben konkrete Hinweise, worauf bei der Auswahl und Anwendung von Inhalationsgeräten zu achten ist. Dazu zählen die Größe und Handlichkeit des Geräts, die Anzahl der notwendigen Schritte bis zur Einsatzbereitschaft, die erforderliche Kraft zum Laden oder Aktivieren, die für eine wirksame Inhalation benötigten Atemmanöver, die Zeit für die Medikamentenabgabe, der inspiratorische Flow (also die Geschwindigkeit und das Volumen des eingeatmeten Luftstroms) sowie der Aufwand für Reinigung und Wartung. Moderne Geräte mit „smarten“ Technologien, wie Sensoren, können helfen, Anwendungsfehler in Echtzeit zu erkennen und liefern objektive Daten zur Therapietreue (Adhärenz) und Inhalationstechnik. Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Arthritis (Gelenkentzündung), Osteoporose (Knochenschwund), Parkinson, neuro-kognitive Einschränkungen, neuromuskuläre Schwäche, Herzerkrankungen und Adipositas (starkes Übergewicht) können die Fähigkeit zur korrekten Anwendung der Geräte zusätzlich beeinträchtigen, besonders im fortgeschrittenen Stadium. Es sollte geprüft werden, ob eine Betreuungsperson zur Unterstützung vorhanden ist und ob diese ausreichend geschult ist, um bei der richtigen Inhalationstechnik zu helfen.
Gemeinsam entscheiden: Das Shared-Decision-Making-Prinzip
Ein zentrales Element der aktuellen GOLD-Empfehlungen ist das sogenannte „Shared-Decision-Making“. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten aktiv in die Entscheidung über die Auswahl des Inhalationsgeräts einbezogen werden sollen. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin werden die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Vorlieben besprochen, um das am besten geeignete Gerät auszuwählen. Diese partnerschaftliche Entscheidungsfindung trägt dazu bei, die Therapie besser an den Alltag und die Möglichkeiten der Betroffenen anzupassen und somit die Erfolgsaussichten zu erhöhen. Die Schweizerische Lungenliga bietet mit ihrem Pocket Guide für Fachpersonen eine kompakte Zusammenfassung der aktuellen GOLD-Empfehlungen und unterstützt so die Umsetzung im Praxisalltag.
Quellen
- Steurer-Stey C: Guideline COPD; zuletzt revidiert: 08/2023, www.medix.ch, (letzter Abruf 07.02.2024)
- GOLD: Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive lung disease (2020 Report).
- Lipson DA, et al.: Once-daily single-inhaler triple versus dual therapy in patients with COPD. NEJM 2018;378: 1671–1680.
- Vestbo J, et al.: Inhaled corticosteroid containing combinations and mortality in COPD. Eur Respir J 2018; 52: 1801230.
- GOLD: Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive lung disease (2023 Report). https://goldcopd.org 2023-gold-report-2, (letzter Abruf 07.02.2024)
- Terry PD, Dhand R: The 2023 GOLD Report: Updated Guidelines for Inhaled Pharmacological Therapy in Patients with Stable COPD. Pulm Ther 2023; 9: 345–357.
- GOLD: Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive lung disease (2022 Report).
- «COPD Pocket Guide», Diagnostik und Managementsupport für Fachpersonen. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft für Pneumologie und Lungenliga, August 2023. Autorinnen: Prof. Dr. med. Claudia Steurer-Stey, Kaba Dalla Lana dipl. Physiotherapeutin FH, PRT.
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