Komplexe perianale Fisteln bei Morbus Crohn sind mit erheblichen Belastungen für die Betroffenen verbunden. Bislang mangelte es an langfristig wirksamen Therapien, vor allem für diejenigen, die auf Anti-TNF-α-Mittel nicht ansprechen.

(red) Morbus-Crohn-Patienten sind häufig von perianalen Fisteln betroffen. Perianale Fisteln sind anormale Passagen zwischen den unteren Teilen des Darms und der Haut in der Nähe des Afters. Die Fisteln lassen sich in einfache oder komplexe Fisteln differenzieren. Rund 80% der perianalen Fisteln bei MC gelten als komplex; die Fisteln betreffen den oberen Teil des Sphinkter-Komplexes, haben mehrere äussere Öffnungen, sind mit Schmerzen oder Fluktuation verbunden, die auf einen perianalen Abszess hindeuten, und/oder sind mit einer rektovaginalen Fistel oder einer anorektalen Striktur assoziiert (Abb. 1). Komplexe perianale Fisteln führen zu einer hohen Krankheitslast und beeinträchtigen die gesundheitsbezogene Lebensqualität erheblich. Die Fisteln können Schmerzen beim Stuhlgang, beim Sitzen oder beim Laufen verursachen. Ausserdem kann durch die Fistelgänge unkontrolliert Flüssigkeit wie Blut, Eiter oder Stuhl austreten. Sie sind oft schwer zu behandeln und sprechen nur schlecht auf medikamentöse Therapien an.

Behandlungsansätze umfassen Kombinationen aus medikamentösen und chirurgischen Optionen mit dem Ziel der Remission, weitere septische Komplikationen zu behandeln und zu verhindern, den Abfluss der Fistel zu lösen sowie die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Bei Erwachsenen mit nicht-aktivem oder mildem Morbus Crohn werden perianale Fisteln medikamentös behandelt, einschliesslich Antibiotika, Immunsuppressiva und biologischer Therapie. Gegenwärtig werden TNF-α-Mittel als Erstlinientherapie für komplexe perianale Fisteln bei Patienten mit MC empfohlen. Rückfälle treten häufig auf, nachdem die medizinische Behandlung abgebrochen wurde, und es wird allgemein angenommen, dass nur ein Drittel der Patienten eine Remission erreicht, die häufig als Schliessung äusserer Öffnungen und mangelnder Drainage definiert wird. Wenn die Fistel und die damit verbundenen Abszesse nicht heilen, ist eine Operation erforderlich. In Vollnarkose werden die Abszesse dann abgelassen und ein Faden durch die Fistel geführt. Dadurch bleibt die Fistel offen, damit sie abfliessen kann. Diese Setons sind in der Regel nicht kurativ und die Remissionsraten niedrig. Im schlimmsten Fall kommt der MC-Patient nicht um eine Proktektomie (permanente Entfernung eines Darmteils, um die perianale Fistel zu umgehen) herum. Für eine bestimmtes Patientenkollektiv gibt es nun Hoffnung.

Neue Behandlungsoption

Seit Anfang dieses Jahres ist in der Schweiz mit Alofisel® (Darvadstrocel) eine allogene Stammzelltherapie für Patienten mit Morbus Crohn zugelassen. Sie ist indiziert bei Erwachsenen mit nicht-aktivem oder gering aktivem Morbus Crohn mit komplexen perianalen Fisteln, vorausgesetzt die Fisteln haben auf mindestens eine konventionelle oder Biologika-Therapie unzureichend angesprochen. Die Behandlung beruht auf mesenchymalen Stammzellen, die entzündliche Prozesse lindern können. Die Zellen müssen dafür nicht lange im Körper des Patienten überleben, sie senden eine begrenzte Zeit entzündungshemmende Botenstoffe aus.

Weiterführende Informationen zur Stammzellentherapie erhalten Sie per E-Mail unter alofisel_CH@takeda.com.

Weiterführende Literatur:

  • Panés J, Rimola J: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2017; 14(11): 652–664.
  • Baumgart DC, Sandborn WJ: Lancet 2012; 380(9853): 1590–1605.
  • https://stemcells.nih.gov/info/basics/4.htm.
  • Panés J, et al.: Lancet 2016; 388(10051): 1281–1290.

HAUSARZT PRAXIS 2019; 14(3): 30

Publikation
  • HAUSARZT PRAXIS 

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