Etwa 237 Millionen Menschen sind weltweit von symptomatischer und aktivitätseinschränkender Osteoarthrose (OA) betroffen. Unter den Erkrankungen, die mit Behinderungen einhergehen, verzeichnet die OA den drittschnellsten Zuwachs, am häufigsten ist das Kniegelenk betroffen. Derzeit behandeln OA-Therapien vorwiegend die Symptome und es gibt keine zugelassenen Arzneimittel, um die Krankheitsprogression zu verhindern oder hinauszuzögern.

Symptomatische Kniegelenksarthose ist mit körperlicher Behinderung, reduzierter Lebensqualität und erhöhter Mortalität bei älteren Menschen assoziiert [3,4]. Im Endstadium der Erkrankung ist häufig ein Kniegelenksersatz notwendig. FORWARD (FGF-18 Osteoarthritis Randomized Trial with Administration of Repeated Doses) war eine fünfjährige, multizentrische, randomisierte Dosisfindungsstudie der Phase II zu Sprifermin, einem rekombinanten humanen Fibroblasten-Wachstumsfaktor 18, bei Patienten mit symptomatischer, radiologisch abgesicherter Kniegelenksarthrose.

Primärer Endpunkt der Studie, in die 549 Patienten eingeschlossen waren, war die Veränderung der Gesamtknorpeldicke im Femorotibialgelenk im quantitativen MRT gegenüber Baseline nach zwei Jahren mit Sprifermin. Dieser Endpunkt wurde erreicht: Zum zweijährigen Behandlungszeitpunkt zeigte sich eine mittlere Zunahme der Gesamtknorpeldicke in den beiden am höchsten dosierten Sprifermin-Gruppen im Vergleich zur Placebo-Gruppe. In den Gruppen, die 100 µg Sprifermin als intraartikuläre Injektion erhielten, betrug die statistisch signifikante Zunahme der Gesamtknorpeldicke +0,05 mm (Injektion alle 6 Monate; 95%-KI 0,03–0,07) bzw. +0,04 mm (Injektion alle 12 Monate; 95%-KI 0,03–0,07) im Vergleich zu Placebo. Die Veränderung der Knorpeldicke nach zwei Jahren Behandlung mit Sprifermin in einer Dosis von 30 µg alle 6 oder 12 Monate ergab im Vergleich zu Placebo keine signifikanten Unterschiede.

Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen (AEs) zählten Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen (Arthralgie, Rückenschmerzen), Infektionen und parasitäre Erkrankungen (Infektion der oberen Atemwege, Nasopharyngitis), Gefässerkrankungen (Hypertonie) und Erkrankungen des Nervensystems (Kopfschmerzen). Sie waren jedoch vorwiegend von mildem oder mässigem Schweregrad.

Eine im November auf der Jahrestagung des American College of Rheumatology (ACR) vorgestellte exploratorische Post-hoc-Analyse evaluierte zusätzlich die Veränderungen der Knorpeldicke und die symptomatischen Behandlungsergebnisse bei einer Subgruppe von OA-Patienten, die bei Baseline sowohl stärkere Schmerzen und eine geringere Knorpeldicke, gemessen anhand der Gelenkspaltbreite, sowie ein erhöhtes Risiko struktureller und symptomatischer Progression aufwiesen. In dieser «Risiko»-Subgruppe verbesserten sich die WOMAC-Scores über den Zeitraum von drei Jahren weiter und fielen in Jahr 3 (18 Monate nach der letzten Injektion) im Vergleich zu Placebo signifikant zugunsten von Sprifermin aus (mittlere Differenz der WOMAC-Schmerzscores für Sprifermin 100 µg alle 6 Monate im Vergleich zu Placebo: –8,75 [95%-KI: –22,42, 4,92]). Diese Ergebnisse stützen die weitere Prüfung von Sprifermin als potenzielle OA-Therapie in Patientenpopulationen mit erhöhtem Risiko.

Quelle: Merck

Literatur:

  1. GBD Collaborators, et al.: Global, regional, and national incidence, prevalence, and years lived with disability for 310 diseases and injuries, 1990–2015: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2015. Lancet 2016; 388: 1545–1602.
  2. Osteoarthritis Research Society International. Osteo­arthritis: a serious disease. www.oarsi.org/sites/default/files/docs/2016/oarsi_white_paper_oa-serious-disease.pdf [abgerufen im September 2019]
  3. Cross M, Smith E, Hoy D, et al.: The global burden of hip and knee osteoarthritis: estimates from the global burden of disease 2010 study. Ann Rheum Dis. 2014; 73(7): 1323–1330.
  4. Nuesch E, Dieppe P, et al.: All cause and disease specific mortality in patients with knee or hip osteoarthritis: population based cohort study. BMJ 2011; 342: d1165

InFo SCHMERZ & GERIATRIE 2019; 1(1): 38

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