Tabakerhitzer in der Schweiz: Was Sie über Chancen, Risiken und echte Erfahrungen wissen sollten

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es für Sie oder jemanden aus Ihrem Umfeld eine weniger schädliche Alternative zur klassischen Zigarette gibt? Vielleicht haben Sie im Bekanntenkreis schon von Tabakerhitzern wie IQOS gehört oder sind in der Apotheke auf entsprechende Produkte gestossen. Die Werbung verspricht weniger Schadstoffe – doch was steckt wirklich dahinter? Und wie sieht es mit den Kosten und der Verfügbarkeit in der Schweiz aus?

Rauchen ist und bleibt ein Thema, das viele von uns betrifft. Die Sucht nach Nikotin ist bekanntlich schwer zu überwinden. Und obwohl der Wille zum Aufhören oft da ist, fällt der Rauchstopp vielen schwer. Neue Produkte wie Tabakerhitzer und E-Zigaretten sollen helfen, den Übergang zu erleichtern oder zumindest das gesundheitliche Risiko zu senken. Doch wie unterscheiden sich diese Alternativen eigentlich? Und was sagen die neuesten wissenschaftlichen Studien dazu?

Wissenschaftliche Grundlagen: Was passiert im Körper – und in der Zigarette?

Beginnen wir mit dem Grundlegenden: Herkömmliche Zigaretten verbrennen Tabak bei Temperaturen von bis zu 900 Grad Celsius. Dabei entstehen mehr als 6000 verschiedene chemische Substanzen – darunter über 100, die als schädlich oder potenziell schädlich gelten. Viele davon sind für die bekannten Gesundheitsschäden verantwortlich, etwa Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Tabakerhitzer – auch als Tobacco Heating System (THS) bezeichnet – funktionieren anders. Sie erhitzen einen speziell hergestellten Tabakstick auf maximal 350 Grad Celsius. Das ist deutlich unterhalb der Verbrennungstemperatur und sorgt dafür, dass kein Rauch, sondern ein Tabakdampf (Aerosol) entsteht. Im Gegensatz zu E-Zigaretten, die ein aromatisiertes Liquid mit extrahiertem Nikotin verdampfen, wird beim Tabakerhitzer echter Tabak verwendet. Beide Systeme sind batteriebetrieben, erzeugen ein Aerosol und produzieren keine Asche. Aber: Nur beim Tabakerhitzer bleibt der Tabakgeschmack erhalten.

Was viele nicht wissen: Laut einer deutschen Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung enthalten die Aerosole von Tabakerhitzern im Vergleich zur Zigarette 80–95% weniger Aldehyde und sogar 97–99% weniger flüchtige organische Giftstoffe. Das bedeutet, dass Sie beim Umstieg auf einen Tabakerhitzer im Durchschnitt 95% weniger schädliche Chemikalien aufnehmen als beim Rauchen einer herkömmlichen Zigarette. Die Nikotinkonzentration bleibt dabei vergleichbar – Sie müssen also nicht mehr konsumieren, um Ihr gewohntes Nikotinlevel zu erreichen.

Die Konsumdauer eines Tabaksticks entspricht etwa der einer Zigarette: Sechs Minuten Genuss, aber mit deutlich weniger Schadstoffen. Das in der Schweiz erhältliche System IQOS ist aktuell das am besten wissenschaftlich untersuchte Gerät dieser Art.

Studienlage: Was sagen die Zahlen?

Wissenschaftliche Daten sind das Rückgrat jeder medizinischen Empfehlung. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die wichtigsten Studien:

  • Eine Studie in Deutschland zeigte, dass Tabakerhitzer-Aerosole im Vergleich zu Zigaretten 80–95% weniger Aldehyde und 97–99% weniger flüchtige organische Giftstoffe enthalten [Mallock N et al., 2018].
  • Die Nikotinkonzentration im Aerosol war bei Tabakerhitzern und Zigaretten vergleichbar – es besteht also kein Risiko, dass Nutzer mehr konsumieren, um den Nikotinbedarf zu decken.
  • In Japan wurde nach Einführung der Tabakerhitzer ein deutlich beschleunigter Rückgang beim Verkauf herkömmlicher Zigaretten beobachtet. Interessant: Dieser Effekt trat unabhängig von den Massnahmen der Gesundheitsbehörden auf, die Tabakerhitzer eher kritisch sehen [Cummings KM et al., 2020].
  • In Tschechien und Südkorea zeigte sich ein ähnliches Bild: Mit der Verfügbarkeit von Tabakerhitzern sanken die Zigarettenverkäufe spürbar.
  • Eine Zeit-Trend-Analyse aus Japan untersuchte die Zahl der Hospitalisierungen wegen COPD und ischämischer Herzkrankheit fünf Jahre vor und vier Jahre nach der Einführung von Tabakerhitzern. Die Gesamtzahl der Hospitalisierungen stieg zwar (von 53’481 im Jahr 2010 auf 450’761 im Jahr 2019), aber der Anteil der COPD-bedingten Spitaleinweisungen sank von 2,08% (2016) auf 1,82% (2019). Für ischämische Herzkrankheit sank der Anteil von 4,49% (2016) auf 4,02% (2019) [Van der Plas A et al., 2022].

Fazit dieser Daten: Der Umstieg auf Tabakerhitzer scheint nicht nur den Absatz von Zigaretten zu verringern, sondern könnte auch dazu beitragen, die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen COPD zu senken. Die Reduktion bei Herzkrankheiten war zwar nicht signifikant, aber ein Trend ist erkennbar.

Praktische Bedeutung für Schweizer Patienten: Was heisst das für Sie?

Stellen Sie sich vor, Sie sind langjähriger Raucher und haben schon mehrere Anläufe zum Aufhören gemacht – leider ohne Erfolg. Ihr Hausarzt rät Ihnen immer wieder zum Rauchstopp, doch der Stress im Alltag, die Gewohnheit oder das soziale Umfeld machen es schwer. Vielleicht haben Sie schon von E-Zigaretten oder Tabakerhitzern gehört, sind aber unsicher, ob und wie diese Produkte wirklich helfen können.

In der Schweiz sind Tabakerhitzer wie IQOS seit einigen Jahren erhältlich. Sie finden sie in Tabakfachgeschäften, grösseren Supermärkten und auch online. Die Kosten für ein Starterset liegen je nach Modell zwischen 70 und 120 Franken. Ein Pack Tabaksticks (20 Stück) kostet etwa gleich viel wie eine Schachtel Zigaretten – also rund 8 bis 10 Franken. Die laufenden Kosten sind damit vergleichbar mit klassischen Zigaretten, allerdings gibt es immer wieder Aktionen oder Rabatte für Neukunden.

Die Schweizer Krankenkassen übernehmen die Kosten für Tabakerhitzer nicht, da sie weiterhin Nikotin enthalten und nicht als medizinisches Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung gelten. Anders sieht es bei Nikotinersatzpräparaten (z.B. Pflaster, Kaugummis) aus – diese werden unter bestimmten Bedingungen teilweise von der Zusatzversicherung übernommen. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann Sie dazu individuell beraten.

Wichtig zu wissen: Tabakerhitzer sind keine Wunderwaffe. Sie sind nicht risikofrei. Aber sie können für Raucherinnen und Raucher, die (noch) nicht ganz aufhören können oder wollen, eine Möglichkeit sein, das Schadstoffrisiko zu senken. Die aktuellen Daten legen nahe, dass der Umstieg auf Tabakerhitzer zumindest in Bezug auf COPD und Herzkrankheiten einen positiven Effekt haben könnte.

Diagnostik und Behandlung im Schweizer Gesundheitssystem

Wie gehen Schweizer Hausärzte mit dem Thema um? In der Regel steht der vollständige Rauchstopp an erster Stelle. Ihr Hausarzt wird Sie bei jedem Check-up fragen, ob Sie rauchen, und gegebenenfalls Rauchstopp-Programme oder Nikotinersatzprodukte empfehlen. Viele Praxen bieten auch strukturierte Entwöhnungsprogramme an, zum Beispiel Gruppenkurse oder Einzelberatungen. Die Kosten dafür werden teilweise von der Grundversicherung übernommen, vor allem wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt.

Falls Sie sich für den Umstieg auf Tabakerhitzer interessieren, empfiehlt es sich, dies offen mit Ihrem Arzt zu besprechen. Er oder sie kann mit Ihnen gemeinsam abwägen, ob und wie ein Wechsel sinnvoll sein könnte. Gerade bei bestehenden Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma ist eine fachliche Begleitung wichtig. Ihr Arzt kann regelmässig Lungenfunktionstests durchführen und den Verlauf dokumentieren.

Auch für die Früherkennung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ist Ihr Hausarzt die erste Anlaufstelle. In der Schweiz werden ab einem gewissen Alter regelmässig Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker kontrolliert. Falls Sie rauchen oder vor kurzem umgestiegen sind, lohnt sich ein zusätzlicher Check-up, um Risiken frühzeitig zu erkennen.

Alltägliche Umsetzung und praktische Tipps

Vielleicht fragen Sie sich: Wie fühlt sich der Umstieg im Alltag an? Was verändert sich konkret? Und worauf sollten Sie achten?

Viele ehemalige Raucher berichten, dass der Umstieg auf Tabakerhitzer zunächst ungewohnt ist. Der Geschmack ist zwar tabakähnlich, aber weniger intensiv als bei einer Zigarette. Es gibt keinen Rauch, keine Asche und der typische Zigarettengeruch bleibt aus. Das kann ein Vorteil sein – zum Beispiel, wenn Sie in der Wohnung oder im Auto konsumieren. Auch die Kleidung riecht weniger nach Rauch.

Die Handhabung ist einfach: Sie laden das Gerät auf, stecken einen Tabakstick ein und drücken auf den Startknopf. Nach wenigen Sekunden ist das Gerät einsatzbereit. Ein Tabakstick hält etwa sechs Minuten – ähnlich wie eine Zigarette. Nach dem Konsum werfen Sie den Stick weg und laden das Gerät für den nächsten Einsatz.

Einige praktische Tipps aus dem Alltag:

  • Planen Sie eine Umgewöhnungsphase ein. Der Geschmack und das Ritual sind anders als bei Zigaretten.
  • Reinigen Sie das Gerät regelmässig, um die Funktion zu erhalten und den Geschmack nicht zu beeinträchtigen.
  • Informieren Sie sich über die verschiedenen Tabaksorten – es gibt unterschiedliche Geschmacksrichtungen, von klassisch bis menthol.
  • Beachten Sie die gesetzlichen Regelungen: In der Schweiz ist das Rauchen von Tabakerhitzern in vielen öffentlichen Räumen ebenfalls verboten.

Und noch ein wichtiger Punkt: Tabakerhitzer sind keine Lösung für Nichtraucher oder Jugendliche. Sie sind ausschliesslich für erwachsene Raucher gedacht, die eine Alternative suchen.

FAQ: Häufige Fragen von Schweizer Patienten

1. Sind Tabakerhitzer wirklich weniger schädlich als Zigaretten?

Studien zeigen, dass Tabakerhitzer rund 95% weniger schädliche Chemikalien freisetzen als Zigaretten. Das Risiko für Erkrankungen wie COPD scheint dadurch zu sinken. Dennoch sind sie nicht risikofrei – der vollständige Rauchstopp bleibt die beste Wahl.

2. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Tabakerhitzer?

Nein, Tabakerhitzer gelten in der Schweiz nicht als medizinische Hilfsmittel. Die Kosten müssen Sie selbst tragen. Nikotinersatzpräparate können unter Umständen von der Zusatzversicherung übernommen werden.

3. Kann ich mit Tabakerhitzern komplett aufhören?

Einige Raucher nutzen Tabakerhitzer als Zwischenschritt, um später ganz aufzuhören. Die Nikotinzufuhr bleibt jedoch bestehen. Für einen vollständigen Rauchstopp empfiehlt sich eine Kombination aus Beratung und Nikotinersatztherapie.

4. Gibt es Risiken für Passivraucher?

Da kein Rauch entsteht, ist die Belastung für die Umgebung geringer. Dennoch enthält das Aerosol Nikotin und andere Stoffe – Rücksichtnahme bleibt also wichtig.

5. Wie sieht es mit der Verfügbarkeit in der Schweiz aus?

Tabakerhitzer wie IQOS sind in Tabakfachgeschäften, Supermärkten und online erhältlich. Die Auswahl an Tabaksticks und Geräten ist gross, die Preise variieren je nach Anbieter.

Fazit: Schadensminderung als realistische Option?

Die wissenschaftlichen Daten sind eindeutig: Wer mit dem Rauchen aufhört, profitiert am meisten. Schon nach einem Tag normalisieren sich Herzfrequenz, Blutdruck und Kohlenmonoxidspiegel. Husten und Kurzatmigkeit nehmen meist innerhalb von 1–9 Monaten ab. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sinkt in den folgenden Jahren deutlich.

Doch nicht jeder schafft den Rauchstopp auf Anhieb. Für diese Gruppe können Tabakerhitzer eine Möglichkeit sein, das Schadstoffrisiko zu senken – zumindest im Vergleich zur klassischen Zigarette. Die Schweizer Hausärzteschaft empfiehlt, den Umstieg mit ärztlicher Begleitung zu planen und regelmässige Gesundheitschecks wahrzunehmen.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem überschaubaren Aufwand Ihre Gesundheit schützen – auch wenn Sie (noch) nicht ganz rauchfrei leben können. Tabakerhitzer sind kein Freipass, aber vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. Gemeinsam finden Sie die beste Lösung für Ihre Gesundheit – ganz individuell und im Schweizer Kontext.

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