Mit der Zunahme an Therapieoptionen werden Analysen zur Wirksamkeit und Adhärenz in Bezug auf bestimmte Subpopulationen von Psoriasispatienten immer wichtiger. Gemäss einer aktuellen Studie ist die Therapieabbruchrate bei Übergewichtigen überdurchschnittlich hoch. Die pathophysiologischen Zusammenhänge von Psoriasis und Adipositas sind komplex und vielschichtig.
Die Komorbiditätsrate ist bei Psoriasispatienten hoch, etwa 70% der betroffenen Erwachsenen haben mindestens eine Begleiterkrankung [1]. Die Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes, Dyslipidämie, metabolisches Syndrom und Rauchen ist bei Psoriatikern erhöht [2]. Die Berücksichtigung von Stoffwechselerkrankungen bei der Wahl der systemischen Behandlung ist ein wichtiger Faktor, man weiss inzwischen, dass das Therapieergebnis davon beeinflusst werden kann [3]. «Im heutigen Zeitalter, mit einer Vielzahl zugelassener, hochspezifischer Therapie-optionen, spielen prädiktive Faktoren eine immer grössere Rolle in der personalisierten Medizin», so Dr. med. Julia-Tatjana Maul, Oberärztin und Leiterin der Psoriasissprechstunde sowie klinischer Studien am Universitätsspital Zürich [4,5]. Im British Journal of Dermatology ist ein interessanter Review erschienen zu der Frage, ob es prädiktive Faktoren gibt für den Erfolg einer Biologika-Therapie [6]. In dieser Sekundäranalyse konnte bezugnehmend auf 16 Kohortenstudien gezeigt werden, dass die Therapieabbruch-Rate bei Frauen und bei übergewichtigen Patienten höher war. Wie eine stratifizierte Analyse zeigte, standen Therapieabbrüche bei Frauen in Verbindung mit unerwünschten Ereignissen und bei Adipositas mit einer reduzierten Wirksamkeit.
IL23/Th17-Achse in der gemeinsamen Pathogenese von Psoriasis und Kardiometabolismus In einem 2020 erschienenen Review wird die Vermutung untermauert, dass die Hochregulation des IL23-/Th17-Signalweges zusätzlich zu Lebensstilfaktoren zu einer Erhöhung kardiometabolischer Psoriasis-Komorbiditäten führt [4,5]. In diesem Zusammenhang gibt es neue vielversprechende Daten zur IL23p19-Inhibition über einen Zeitraum von 52 Wochen [12]. Dabei konnte gezeigt werden, dass Wirksamkeit und Sicherheit von Tildrakizumab unabhängig sind von metabolischen Komorbiditäten der Psoriasispatienten. Dies ergab eine post-hoc Analyse der zwei randomisiert-kontrollierten Phase-III-Studien reSURFACE 1 und reSURFACE 2 [12,13]. Ob Komorbiditäten durch eine Therapie reduziert werden, ist Gegenstand zukünftiger Langzeitstudien. Tildrakizumab gehört wie Guselkumab und Risankizumab zu den selektiven Interleukin23-(IL23-)-Antagonisten, die zur Behandlung von Patienten mit einer Plaque-Psoriasis eingesetzt werden können, die mit anderen Therapien nicht adäquat behandelt werden können. |
Wechselwirkungsgefüge von Psoriasis und Adipositas: Entzündungsmediatoren und weitere Faktoren
Empirische Daten weisen darauf hin, dass Übergewicht durch pro-inflammatorische Signalwege ein für Psoriasis prädisponierender Faktor ist und eine Aggravierung begünstigt [7]. Studien haben gezeigt, dass Psoriasis hauptsächlich mit zentraler Fettleibigkeit verbunden ist, die sich in einem erhöhten Taille-Hüft-Verhältnis widerspiegelt [8,9]. Neben mechanischem Schutz und Isolierung ist adipöses Gewebe ein effektives Lipidspeicherorgan im Körper. Das Fettgewebe wird als endokrines Organ eingestuft, das eine zentrale Rolle bei der Regulierung der metabolischen Homöostase spielt [10,11]. Es wird davon ausgegangen, dass durch Adipositas verursachte Dysregulationen bei Psoriasis sowie bei weiteren mit Übergewicht assoziierten Krankheiten wichtige Komponenten sind. Bei krankhaftem Übergewicht kommt es zu einer Ausdehnung von weissem Fettgewebe und einer erhöhten Freisetzung von freien Fettsäuren aus weissen Adipozyten, was wiederum zu erhöhten Serumfettsäurespiegeln führt. Adipozyten und weitere Zellen im Fettgewebe sezernieren verschiedene Mediatoren, die an der Regulierung der Organfunktion, des Stoffwechsels, der Immunität und der Entzündung beteiligt sind. Die durch Fettgewebe abgesonderten Mediatoren, die Adipokine, verfügen über pro-inflammatorische Eigenschaften und tragen bei übergewichtigen Personen zu einer Vulnerabilität für Entzündungen bei, was bei (kardio)metabolischen Komorbiditäten eine wichtige Rolle spielt [10].
Ebenfalls diskutiert wird die Frage nach einer gemeinsamen genetischen Veranlagung für die Entwicklung von Psoriasis und Adipositas. Es ist bekannt, dass HLA-Cw6, ein grosses Psoriasis-Vulnerabilitätsgen, auch mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht wird. Bei Adipositas-Patienten mit dieser Genvariante ist die Häufigkeit von Psoriasis um das 35-fache höher als bei anderen Übergewichtigen [5,8]. Bei normalgewichtigen Personen mit HLA-Cw6-Positivität war das Psoriasisrisiko um den Faktor 8,33 höher als in der Vergleichsgruppe [9]. Neben einer genetisch bedingten Fehlregulation spielen auch Lebensstilfakoren eine wichtige Rolle. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Psoriasispatienten ein erhöhtes Risiko für ungünstige Ernährungsgewohnheiten haben und sich adipöse Psoriatiker im Alltag tendenziell in ungenügendem Masse bewegen [7].
Quelle: ZDFT 2020
Literatur:
- Augustin M, et al.: Einsatz von Systemtherapeutika und Biologika in der leitliniengerechten Therapie der mittelschweren bis schweren Psoriasis vulgaris. PsoNet Magazin 2017/1.
- Puig L, Kirby B, Mallbris L, Strohal R: Psoriasis beyond the skin: A review of the literature on cardiometabolic and psychological co-morbidities of psoriasis. Eur J Dermatol 2014; 24: 305–311
- Torres T: Treating psoriasis in patients with metabolic comorbidities. Psoriasis treatment, Folienpräsentation, Tiago Torres, MD, PhD, EADV Congress, Madrid, 12.10.2019.
- Maul JT: What’s new 2019/2020: Entzündliche Dermatosen. Dr. med. Julia-Tatjana Maul, Zürcher Dermatologische Fortbildungstage (ZDFT), 14./15.05.2020
- Egeberg A, et al.: The role oft he interleukin-23/Th17 pathway in cardiometabolic comorbidity associated with psoriasis. JEADV 2020, DOI: 10.1111/jdv.16273
- Mourad A, et al. : Factors predicting persistence of biologic drugs in psoriasis: a systematic review and meta-analysis. Br J Dermatol 2019; 181(3): 450–458.
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- Brembilla NC, Boehncke W-H: Dermal adipocytes’ claim for fame in psoriasis. Exp Dermatol 2016, Epub ahead of print.
- Lebwohl MG, et al. Tildrakizumab efficacy and safety are not altered by metabolic syndrome status in patients with psoriasis: Post-hoc analyses of phase 2 phase 3 randomized controlled studies (reSURFACE 1 and reSURFACE 2). J Am Acad Dermatol 2020; 82(2): 519–522.
- Reich K, et al.: Long-term efficacy and safety of tildrakizumab for moderate-to-severe psoriasis: pooled analyses of two randomized phase III clinical trials (reSURFACE1 and reSURFACE2) through 148 weeks. Br J Dermatol 2020; 182(3): 605–617.
DERMATOLOGIE PRAXIS 2020; 30(5): 34 (veröffentlicht am 8.10.20, ahead of print)
Autoren
- Mirjam Peter, M.Sc.
Publikation
- DERMATOLOGIE PRAXIS
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